Geldgier, Skrupellosigkeit und wirtschaftliches Unvermögen. Die Arbeiter sind die Verlierer. © Adobe Stock / Von Prazis Images
Geldgier, Skrupellosigkeit und wirtschaftliches Unvermögen. Die Arbeiter sind die Verlierer. © Adobe Stock / Von Prazis Images

Die Geschäftsstrategie der bosnischen Prevent-Gruppe gleicht einem Kamikaze-Kurs: Vor drei Jahren bettelte die Konzernführung geradezu darum, den größten Kunden, nämlich den Auto-Giganten VW, zu verprellen. Mit Erfolg: Der Wolfsburger Konzern beendete alle Geschäftsbeziehungen, Prevent verlor die lukrativen Aufträge.

300 Kündigungen in Hagen

Auswirkungen gab es auch im Hagener TWB-Werk, das die Prevent-Gruppe erst vor neun Jahren übernommen hatte: 300 Beschäftigte erhielten wegen des Auftragsverlustes die Kündigungen.

Nahezu alle - viele mit Unterstützung der DGB Rechtsschutz GmbH - klagten vor dem Arbeitsgericht Hagen. Mit Erfolg. Da die Betriebsratsanhörungen nicht ordnungsgemäß waren, erklärte das Gericht die Kündigungen für unwirksam. 

TWB sperrt 140 Beschäftigte aus

TWB ging in die Berufung. Die Verfahren vor dem Landesarbeitsgericht Hamm laufen noch.

Ob allerdings die Berufungsrichter überhaupt noch entscheiden müssen, ist ungewiss. Im September gab es einen neuen unrühmlichen Höhepunkt:
Die noch verbliebenen 140 Beschäftigte standen plötzlich vor verschlossenen Werkstoren. Ausgesperrt vom Arbeitgeber! Ohne Ankündigung und ohne weitere Information. Nur ein Aushang informierte darüber, dass der Betrieb geschlossen sei, jeglicher Zutritt zum Werksgelände sei verboten. Erst in vier Tagen solle es neue Informationen geben.

Sicherheitsdienst bewacht das Firmengelände

Vorsorglich hatte die Geschäftsführung zusätzlich einen externen Sicherheitsdienst beauftragt, um das Betriebsgelände zu bewachen.

Sonst war nichts zu erfahren. Weder Betriebsrat, noch Gewerkschaft oder Arbeitsagentur waren informiert. Alle mussten gebannt auf die angekündigten weiteren Informationen warten.
Schnell machten Gerüchte über eine baldige Insolvenz die Runde. Aber auch Hoffnungen auf eine Übernahme durch einen neuen Unternehmer keimten auf.

Zukunft von TWB Hagen weiter ungewiss

Doch wirkliche Klarheit schaffte auch die angekündigte Erklärung der Geschäftsleitung nicht: Zwar konnten zirka 40 Beschäftigte inzwischen an ihren Arbeitsplatz zurück, da der Auftrag für einen der verbliebenen Kunden bearbeitet werden muss. Die anderen 100 Arbeiter aber bleiben weiter freigestellt. Immerhin gab es die Zusicherung des Arbeitgebers, es handele sich um eine bezahlte Freistellung.
Das Zittern geht weiter. Für die Freigestellten genauso wie für die, die derzeit noch arbeiten dürfen.

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Und wie sieht es eigentlich mit einem Abfindungsanspruch aus?

Das sagen wir dazu:

Der Kapitalismus zeigt seine hässlichste Fratze. Wenn unbändige Geldgier, brutale Skrupellosigkeit und wirtschaftliches Unvermögen zusammenprallen, sind die Arbeiter die Verlierer. Die, die durch jahrzehntelange gute Arbeit für Firmengewinn gesorgt haben, gucken - wieder einmal - in die Röhre. Wo bleibt da die uns seit Jahrzehnten versprochene „soziale“ Marktwirtschaft?Innerhalb kürzester Zeit ist es der Konzernführung gelungen, einen wirtschaftlich gesunden Betrieb an die Wand zu fahren. Zunächst gab es für 300 Beschäftigte die Kündigung, dann wurden die verbliebenen Arbeiter ausgesperrt.Welche Ungeheuerlichkeit wird den Betroffenen als nächstes zugemutet?Ist es wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der letzte Rest runtergewirtschaftet ist?