Friedhelm Kreft, 56 Jahre, Maurer, Mitglied bei der Industriegewerkschaft BAU (IG BAU), Richter am Landesarbeitsgericht Hamm
Friedhelm Kreft, 56 Jahre, Maurer, Mitglied bei der Industriegewerkschaft BAU (IG BAU), Richter am Landesarbeitsgericht Hamm

  • Friedhelm Kreft
  • 56 Jahre
  • Maurer
  • Mitglied bei der Industriegewerkschaft BAU
  • Richter am Landesarbeitsgericht Hamm










Wie lange bist Du schon ehrenamtlicher Richter?

Seit 14 Jahren. Zuerst war ich 8 Jahre beim Arbeitsgericht Hagen, seit 6 Jahren bin ich beim Landesarbeitsgericht Hamm.

Wie ist es dazu gekommen, dass Du ehrenamtlicher Richter geworden bist?

Ich war vor Beginn meiner Richtertätigkeit schon Betriebsratsvorsitzender. Als der Posten eines ehrenamtlichen Richters neu zu vergeben war, hat mich unser damaliger IG BAU-Geschäftsführer gefragt, ob ich das machen möchte. 

Hattest Du spezielle Vorkenntnisse?

Nein, nur die üblichen Betriebsräteschulungen. Ich bin zum Richteramt gekommen wie die Jungfrau zum Kinde.

Wie oft wirst Du vom Gericht zu Sitzungen geladen?

Zirka sechs bis acht Mal im Jahr muss ich zu Sitzungen.

Gab es besondere Schwierigkeiten, mit denen Du anfangs kämpfen musstest?

Da ein ehrenamtlicher Richter keine spezielle Einführung ins Richteramt bekommt, sind anfangs ganz einfache Fragen aufgetaucht, so wie die nach der Kleiderordnung oder nach dem eigenen Fragerecht.

Hältst Du dein Richteramt für bedeutsam, oder geht es nur darum, schon vorher feststehende Urteile abzunicken?

Auch das Amt des ehrenamtlichen Richters ist sehr bedeutsam. Schließlich haben wir ja volles Stimmrecht. Ich habe oft festgestellt, dass den studierten Richtern im Gegensatz zu uns ehrenamtlichen oftmals die Menschenkenntnis und das Gespür für die Situation fehlt.

Wird immer so geurteilt, wie der Berufsrichter es vorschlägt?

Natürlich hat der Vorsitzende als „Profi“ die weitaus größere Rechtskenntnis. Aber man soll nicht glauben, wie oft es vorkommt, dass der Berufsrichter von den ehrenamtlichen Richtern überstimmt wird.

Es kommt dabei aber auch immer auf die Zusammensetzung der gesamten Kammer an. Ein Personalleiter oder Handwerksmeister als Arbeitgeber-Beisitzer reagiert anders als beispielsweise ein Unternehmer.

Gab es schon einmal eine Situation, in der Du befangen warst?

Ich war einmal Beisitzer, als ein ehemaliger Arbeitskollege von mir der Kläger war. Ich habe das vor der Sitzung erwähnt, der Vorsitzende hat das den Parteien mitgeteilt, aber niemand hielt mich für befangen, ich auch nicht.

Bist Du mit der Einführung der ehrenamtlichen Richter durch den Vorsitzenden vor dem Termin zufrieden?

Beim Arbeitsgericht haben wir vor dem Termin keine Unterlagen bekommen. Die mündliche Erläuterung vor Terminsbeginn war in der Regel ganz ordentlich. Aber es liegt ja an einem selbst, so lange nach zu fragen, bis man sich ausreichend informiert fühlt. Außerdem kann man ja immer die gesamte Prozessakte ansehen.

Beim Landesarbeitsgericht bekommen wir vorm Termin die wichtigen Schriftsätze zugeschickt.

Was sollte sich in der Stellung der ehrenamtlichen Richter verbessern?

Mehr und bessere Schulungen insbesondere auch seitens der Gerichte wären gut. Und die Akzeptanz durch die Unternehmen könnte größer sein. Ich persönlich habe da keine Probleme. Aber von Richterkollegen höre ich öfter, dass es beispielsweise Schwierigkeiten mit der Freistellung zu Sitzungen gibt. Auch die Wertschätzung durch Arbeitskollegen fehlt manchmal, zum Beispiel wenn man in ihren Augen zu oft zu Sitzungen und dann die Arbeit anders verteilt werden muss.

Aber im Bekanntenkreis merke ich schon eine große Wertschätzung für mein Amt.