Engagierte Frauen, Männer und Diverse setzen sich weltweit das ganze Jahr dafür ein, dass Frauenrechte nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern die emanzipierte Teilhabe von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft gewährleisten. Auch wenn einiges erreicht ist, bleibt viel zu tun.
Im Februar 2018 veröffentliche die Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen (kurz: UN Women) einen Bericht unter dem Titel „Den Versprechen Taten folgen lassen: Gleichstellung der Geschlechter in der Agenda 2030“.
Gewalt gegen Frauen und Mädchen in unterschiedlicher Ausprägung ist an der Tagesordnung
Der Bericht beschreibt eindrucksvoll, dass viele Frauen auf dieser Welt nicht nur wegen ihrer niedrigeren Löhne ungerecht behandelt werden. An der Tagesordnung ist auch Gewalt gegen Frauen und Mädchen in unterschiedlicher Ausprägung. Männer in wichtigen Führungspositionen nutzen häufig ihre Macht aus und zwingen Frauen zu sexuellen „Dienstleistungen“. Das Hashtag „MeToo“ in den sozialen Netzwerken, in dem Frauen und Mädchen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichten können, wurde am 15. Oktober 2017 gestartet. Bereits einen Tag später hatte er über eine halbe Millionen Tweets.
Der achte März ist vor allem auch ein Kampf für die Würde aller Menschen
Viele Männer überall auf der Welt sehen Frauen also offensichtlich immer noch eher als Objekte und sprechen ihnen damit das grundsätzlichste aller Menschenrechte ab: die Würde als selbstbestimmter Mensch. Der achte März ist vor allem auch ein Kampf für die Würde aller Menschen, die niemand antasten darf. Er erschöpft sich somit bei Weitem nicht in einem Kampf um gleiche Löhne, auch wenn diese ein wichtiger Aspekt sind.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat zum diesjährigen Weltfrauentag festgestellt, dass angesichts der Herausforderungen durch Energiekrise, Klimawandel, fortschreitende Digitalisierung und demographische Entwicklung die Debatte um die Transformation der Wirtschaft und die Sicherung von Fachkräften an Fahrt aufgenommen hat. Die Geschlechterperspektive kommt dabei in der Regel zu kurz – und das obwohl bei den Frauen, die aufgrund von familiärer Sorgearbeit in prekärer Beschäftigung, in Teilzeit oder gar nicht (mehr) erwerbstätig sind, ein enormes Beschäftigungspotenzial liegt. Dieses Potenzial nicht zu nutzten, können sich Wirtschaft und Gesellschaft längst nicht mehr leisten!
Als Gewerkschaften appellieren sie an Arbeitgeber*innen und politisch Verantwortliche, endlich die Hürden für Frauen im Erwerbsleben zu schleifen. Ihre gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt muss sichergestellt werden – auch als Voraussetzung für eine nachhaltige Wirtschaft und eine zukunftssichere Gesellschaft. Denn eins steht fest: Der Fachkräftemangel droht zum Bremsschuh des Wandels zu werden und wird ohne Frauen nicht zu beheben sein.
Kollegin Harnack gibt frauenpolitische Forderungen der Gewerkschaften zum Internationalen Frauentag im Einzelnen wieder:
Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!
Wir fordern:
- Arbeitszeiten, die zum Leben passen und Frauen wie Männern die gleichen Möglichkeiten eröffnen, erwerbstätig zu sein und gleichzeitig Verantwortung für Familie und Hausarbeit zu übernehmen;
- Umverteilung von Sorgearbeit und Stärkung von Partnerschaftlichkeit, durch den Ausbau der Partnermonate und eine zehntägige, bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile rund um die Geburt eines Kindes sowie flächendeckende und bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige;
- existenzsichernde Einkommen durch Stärkung von Tarifbindung und Aufwertung der Berufe in frauendominerten Branchen, damit sich Erwerbsarbeit für Frauen lohnt und finanzielle Sicherheit bietet – auch in Krisenzeiten;
- Schließen der Lohnlücke, u. a. durch die Pflicht für Betriebe und Verwaltungen, ihre Entgeltpraxisregelmäßig regelmäßig zu überprüfen, damit Kolleg*innen nicht benachteiligt werden;
- Beseitigung von Fehlanreizen im Steuersystem durch die Abschaffung der Lohnsteuerklasse V und eine Reform der Minijobs mit dem Ziel, alle Beschäftigungsverhältnisse ab der ersten Arbeitsstunde sozial abzusichern,
- Gleichstellungscheck für alle politischen Vorhaben, damit sie den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern gerecht werden und die Gleichstellung vorantreiben.
Am Internationalen Frauentag 2023 blicken wir Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund den Herausforderungen unserer Zeit mutig entgegen. Gerade in Krisenzeiten kämpfen wir gemeinsam und mit voller Kraft für die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit. Denn für uns ist klar: Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!
Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende
Hier geht es zum Aufruf des DGB zum Internationalen Frauentag 2023: (PDF)
Zur Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland: „1919: Endlich dürfen auch Frauen wählen!: