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Dorothee Müller-Wenner geht in Rente

Zum Dezember 2018 verabschiedet sich Dorothee Müller-Wenner in den Ruhestand. Sie war Online-Redakteurin der ersten Stunde. Ein paar Gedanken zum Abschied.

Konzentriert bei der Sache: Dorothee Müller-Wenner moderiert beim Campus Arbeitsrecht 2018 das Forum Arbeitszeit. Copyright by DGB Rechtsschutz GmbH
Konzentriert bei der Sache: Dorothee Müller-Wenner moderiert beim Campus Arbeitsrecht 2018 das Forum Arbeitszeit. Copyright by DGB Rechtsschutz GmbH

Ruhestand  - ein Wort, das man mit Dorothee Müller-Wenner so überhaupt nicht in Verbindung bringen mag. Wenn in den vergangenen Monaten die Sprache darauf kam, dass unsere Redaktionskollegin nun bald in Rente geht, dann war die Reaktion durchweg ungläubiges Staunen „Was? Dorothee? Jetzt schon?“
 

Eine Kämpferin für das Recht,...

Wahrscheinlich liegt es daran, dass man sich bei Dorothee Müller-Wenner ein Leben ohne das Arbeiten am Recht schwer vorstellen kann. Nicht, weil ihr nichts anderes einfallen würde. Nein, sie führt die Kämpfe mit und um das Recht nicht nur. Dorothe Müller-Wenner lebt sie. Wer mit ihr Rechtsfragen erörtert, erlebt eine Frau, die sich ganz auf ihre Gesprächspartner und die Sache konzentriert. Sie hakt an den richtigen Stellen kritisch nach und denkt weiter.
 
„Ruhe-Stand“, das passt nicht zu einer Kollegin, die in der Sache konsequent streitet und sich dabei nicht mit Floskeln abspeisen lässt. Die im persönlichen Gespräch zugewandt und von ansteckender Fröhlichkeit ist.
 
Dorothee Müller-Wenner war seit deren Gründung Mitglied der Online-Redaktion. Als Mitarbeiterin der Zeitschrift „Arbeit und Recht“ schien das naheliegend. Obwohl es sich um zwei unterschiedliche Medien mit unterschiedlicher Zielgruppe handelt. Aber auch diesen Dualismus hat sie gut gemeistert.
 

...die die Bodenhaftung behalten hat

Sie hat mit ihrem Erstlingswerk „Unbezahlte Überstunden  - ein dauerhafter Skandal!“ die Rubrik „Überstunden“ eröffnet und damit zugleich Pflöcke eingeschlagen. Das Thema liegt ihr dauerhaft am Herzen (siehe auch: DGB Rechtsschutz erstreitet Überstundenvergütung für Rettungssanitäter) Beim Campus im Frühjahr hat sie das entsprechende Fachforum moderiert (Forum 1: Streitobjekt Arbeitszeit.)
 
In ihren Artikeln schafft sie es, auch dann den Bezug zum echten Leben im Blick zu behalten, wenn sie sich auf dem juristischen Hochseil bewegt. Da geht es etwa um die Frage, ob Dienstreisen als Arbeitszeit zu werten sind. Nach Darstellung der Rechtsprechung des BAG und unter Beachtung der europarechtlichen Vorgaben kritisiert sie zu Recht: „Die Belastungen, die mit Reisen verbunden sind, werden durch diese Rechtsprechung nicht ausreichend berücksichtigt. Reisen in überfüllten Zügen, Lärm durch Gespräche und Telefonate von Mitreisenden führen kaum dazu, dass Entspannung und Erholung auf einer Dienstreise eintreten kann“ (Dienstreisen  - Arbeitszeit oder Freizeit?)
 
Mit ihrem juristischen Gespür war Dorothee Müller-Wenner in der Redaktion die Beauftragte für die speziellen juristischen Themen: Als erste hat sie sich der Fragstellung der DRK-Schwestern angenommen, die der Arbeitgeber aufgrund ihrer Sonderstellung noch schlechter als Leiharbeiterinnen behandelt hat (Sonderrecht für Rot-Kreuz-Schwestern bei der Leiharbeit?).
Das Bundesarbeitsgericht hat diese Ungleichbehandlung inzwischen beseitigt. Dazu war allerdings ein Wink des EuGH nötig (DRK-Schwestern sind auch Leiharbeitnehmer).
 

Vielseitiger Einsatz für die Homepage

Außerdem hat sich Dorothee Müller-Wenner mit praktischen Ratgebern um den Serviceanteil der Homepage verdienst gemacht. Etwa, wenn es darum geht, dass Resturlaub nicht verfällt (Noch Resturlaub? Aktiv werden  - Verfall droht).

Sie hat sich auch der Thematik angenommen, was Arbeitnehmer mit ihrem Smartphone während der Arbeit anstellen dürfen (Smartphone am Arbeitsplatz  - was ist erlaubt?).
Als drittes Beispiel sei ihr umfangreicher Artikel zur ordnungsgemäßen Beschlussfassung von Betriebsräten genannt (Korrekte Betriebsratsbeschlüsse treffen  - worauf ist zu achten?).
 
Nicht verschweigen wollen wir auch, dass Dorothee Müller-Wenner eine besondere Affinität zu juristisch oder tatsächlich skurrilen Fällen hat. So etwa, als der EuGH entschieden hat, dass eine Regelung aus Griechenland gegen europäisches Recht verstößt, nach der Beamtinnen Elternurlaub erhalten, männliche Beamte aber nur, wenn ihre Ehefrauen erwerbstätig sind (Elternurlaub in Griechenland diskriminiert Väter). Oder, wenn ein Auslieferungsfahrer gekündigt wird, weil er sich beharrlich weigert, ein „Puffauto“ zu fahren. Auf der Seitentür des Wagens streckten sich dem Betrachter zwei Frauenbeine in aufreizender Pose entgegen (Auslieferungsfahrer verweigert Fahrt mit „Puffauto“ - Kündigung).
 
Darüber hinaus stand Dorothee Müller-Wenner auch in den Info-Spots zum Arbeitsrecht vor der Kamera . Hier beantwortete sie die Fragen der Reporterin fachkundig. Aber wer sie bei den Proben zu den Drehbüchern bei der Redaktionsklausur in Friedewald erlebt hat, der weiß, dass ihr schauspielerisches Können damit bei weitem nicht ausschöpft ist.
 
Als Mitglieder der Online-Redaktion denken wir zurück an viele Jahre gemeinsamer fruchtbarer Arbeit. Wir wünschen ihr für den neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute
 

Dr. Till Bender, Abteilungsreferent, Pressesprecher, Redakteur „Arbeit und Recht"
Autor*in:
Dr. Till Bender
Abteilungsreferent, Pressesprecher, Redakteur „Arbeit und Recht"
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