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Gegen Hamsterkäufe – Für Solidarität

Hamstern bedeutet, über den eigenen Bedarf hinaus Waren anhäufen. Aber das, was gerade in den Supermärkten und Drogerien geschieht, geht weit darüber hinaus. Im Einkaufsverhalten mancher Menschen zeigt sich, dass Teile unserer Gesellschaft verlernt haben, füreinander einzustehen. Zumindest für den Teil, der über die eigene Familie hinausgeht.

Wer hamstert, ist unsolidarisch! Copyright by Adobe Stock/Sven Bachstroem
Wer hamstert, ist unsolidarisch! Copyright by Adobe Stock/Sven Bachstroem

Was ist das bloß mit diesem Hamstern? Ein massenpsychologisches Phänomen, las ich irgendwo. Die Besorgnis mancher Menschen - begründet oder nicht  - eine Warenverknappung könnte wegen der Corona-Pandemie eintreten, kann ich noch nachvollziehen. Seife und Desinfektionsmittel auf Vorrat haben zu wollen, leuchtet ein. Auch wenn es natürlich unter dem Solidaritätsgedanken nett wäre, auch mal an andere zu denken. Nudeln halten sich lange und taugen für viele leckere Gerichte. Beim Mehl fehlt mir dann schon die Vorstellungskraft, was man damit in Massen anfangen möchte. Und beim Kassenschlager Toilettenpapier hört es dann ganz auf mit dem Verständnis. Wäre es im Fall der Fälle, etwa einer langen Quarantäne ohne Einkaufsmöglichkeiten, tatsächlich das am meisten Bedrohliche, sich das Gesäß nicht wie gewohnt abputzen zu können? Aber es ist ja nicht nur, dass dieses Produkt nahezu immer und überall ausverkauft ist. Die Klopapier-Horter sind dazu sehr emotionsgeladen unterwegs. Da kann es in der Drogerie oder dem Supermarkt schon mal zu einem Streit kommen, sowohl verbaler als auch nonverbaler Art. 
 

Wozu braucht man so viel Mehl?

Neulich gab es in einem kleinen Lebensmittelgeschäft eine Lieferung Mehl. Auf der Palette waren je acht Tüten Mehl in Plastik verpackt. Eine Angestellte wies eine am Mehl interessierte Kundin auf das Schild hin, wonach pro Einkauf nur zweimal Mehl mitzunehmen sei. Kein Problem, war die Reaktion, man benötige ohnehin nur einmal Mehl. So sagt es die Kundin und lud eine ganze Großpackung Mehl von der Palette in den Einkaufswagen. Die verdutzte Verkäuferin erklärte das Offensichtliche: Zwei Tüten Mehl pro Haushalt sah die Rationierung vor und keineswegs 16 Tüten. Es folgte noch der Hinweis, dass die Kundin alles bis auf zwei Tüten zurücklegen müsse und hamstern verboten sei. Die Kundin beeindruckte das wenig und sie schob von dannen mit einer wenig glaubhaften Zusage, die überschüssigen Tüten später in das Mehl-Regal zu stellen. 
 

Warum ausgerechnet Klopapier?

Ein großer Supermarkt hatte statt der großen Packungen, kleine selbstgepackte Rationen Toilettenpapier verkauft. Die Idee hatten die Mitarbeiterinnen. Sie wollten versuchen, die begehrte Ware so gerechter aufzuteilen. Doch leider zwang ein Shitstorm in den sozialen Medien den Marktleiter dazu, die Aktion zu stoppen. Es lag auf der Hand, dass sich die Aktion gegen das Hamstern richtete, es also darum ging, besser zu rationieren. Das leuchtete aber nicht allen ein, vielleicht nicht mal vielen. Zumindest warf man dem Unternehmen vor, aus der Not der Menschen Profit schlagen zu wollen. Wegen der schlechten Publicity untersagte jemand „von oben“ den rationierten Verkauf. 
 
Bei meinem letzten Einkauf in diesem Supermarkt gab es dann tatsächlich Toilettenpapier. Nur eine und teure Sorte, aber immerhin genug, um einem einkaufenden Ehepaar einen spontanen Freudenschrei zu entlocken. 
 
Liebe Leute, bitte zeigt Euch solidarisch, und denkt auch an andere!


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Silke Clasvorbeck, Online Redakteurin und Rechtsschutzsekretärin, Bielefeld
Autor*in:
Silke Clasvorbeck
Rechtsschutzsekretärin und Online-Redakteurin
Bielefeld