Der Gesetzgeber hat wegen der Corona-Krise den Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtert. Gerade kleinere Unternehmen können dadurch vermeiden, dass sie Menschen kündigen müssen, weil ihre Betriebe vorübergehend keine oder nur geringe Einkünfte haben. Das Kurzarbeitergeld beträgt aber nicht viel mehr als die Hälfte des Nettoeinkommens. Für viele Beschäftigte und ihre Familien sind dadurch in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Beschäftigte etwa in Gastronomie und Einzelhandel, deren Einkommen ohnehin gerade einmal die Existenz sichern, kommen mit einem plötzlichen Einkommensverlust von 40% in eine Notlage, die sie kaum bewältigen können. Das Geld reicht kaum noch, um die Miete zu zahlen.

Der Einsatz der Gewerkschaften für eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes zeigt Früchte

Die Gewerkschaften haben deshalb schon zu Beginn der Krise die Arbeitgeber aufgefordert, soziale Verantwortung zu zeigen und Tarifverträgen zuzustimmen, in denen Kurarbeitergeld deutlich aufgestockt wird. Der Einsatz der Gewerkschaften zeigt Früchte, denn in immer mehr Branchen und Unternehmen gelingt es ihnen, die Arbeitgeber dazu zu bewegen, Aufstockungen zum Kurzarbeitergeld zuzustimmen.
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) veröffentlich auf seiner Homepage regelmäßig, wenn neue Tarifverträge hinzukommen:

Hans Böckler Stiftung


Immer deutlicher wird: nur wo Gewerkschaften stark sind, kann sozialer Abstieg in der Krise verhindert werden

Laut einer Untersuchung über „Kurzarbeitergeld in der Corona-Krise“, die vom Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten, und Dr. Torsten Müller vom Europäischen Gewerkschaftsinstitut in Brüssel verfasst wurde, kommen aber leider viele Beschäftigte nicht in den Genuss einer Aufstockung.
Gerade in Niedriglohnbereichen ist die Tarifbindung zumeist besonders niedrig. Hier rächt sich insbesondere, dass viele Beschäftigte in diesen Bereichen nicht Mitglied einer Gewerkschaft sind. Kurzarbeit führt für Beschäftigte aus dem Niedriglohnsektor häufig zu Hartz IV.
Eine Lehre aus der Corona-Krise ist auf jeden Fall, dass überall dort, wo der Organisationsgrad hoch ist, der soziale Absturz von Arbeitnehmer*innen auch in einer tiefen Krise vermieden werden kann.
 
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