Copyright by Anna Cor
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An meinem ersten Tag war Frauchen sehr aufgeregt. Ihr Chef hatte erlaubt, dass ich sie begleite. Allerdings nur, wenn ich nicht störe und die Kolleg*innen nichts dagegen haben. Frauchen hatte mir eingebläut: „Du musst Dich unbedingt benehmen, Mimi!“.

Deshalb zeigte ich mich von meiner besten Seite, sah möglichst süß aus und vermied stürmische Begrüßungen. Das war gar nicht so leicht, weil es dort viele liebe Menschen gibt, die mich immer wieder gerufen und gestreichelt haben. Aber ich war stark und bin brav unter Frauchens Schreibtisch liegengeblieben. Ich wusste, wenn ich den Menschen dort Angst mache oder sie von der Arbeit abhalte, muss ich alleine zuhause bleiben. Denn ob ich bleiben kann oder nicht, bestimmt nicht Frauchen, sondern ihr Chef.

Es ist ganz schön aufregend im Büro. Das ist ein großer Raum, in dem vier Schreibtische stehen. Ich darf nur unter Frauchens Tisch liegen. Schade, denn die Menschen an den anderen Tischen sind auch nett. Dauernd kommt jemand herein. Meistens höre ich das schon vorher. Keine Ahnung, warum die Menschen immer mit der Hand an die Tür schlagen. Wenn ich sowas machen würde…

Frauchen, eine Frau und zwei Männer sitzen fast immer an ihren Tischen, starren auf so ein flaches Ding oder sprechen mit sich selbst. Sie haben dabei so eine Art Knochen in der Hand. Ich weiß aber schon, dass das kein Knochen ist. Ich habe heimlich daran gerochen, als ich kurz alleine im Büro war.

Okay, das klingt jetzt noch nicht spannend. Aber ich bekomme einiges mit. Denn irgendwie wollen alle immer was von Frauchen und den anderen netten Menschen im Büro. Sie sagen, dass sie jetzt woanders wohnen oder irgendwas mit ihrem Geld nicht stimmt. Viele geben Papier ab, das wohl dem Chef gehört. Wenn sie in den Knochen sprechen, der keiner ist, sagen Frauchen und die anderen immer „Personalabteilung“.

Was ich da so erlebe, erzähle ich euch ein anderes Mal. Mir fallen schon die Augen zu. Arbeiten gehen, macht müde!