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Wenn jeder an sich denkt, ist für alle gesorgt

„Wenn jeder an sich denkt, ist für alle gesorgt“. Über diesen scherzhaft gemeinten Spruch einer Freundin, konnte ich früher schmunzeln. Heute nicht mehr. Denn wenn ich mich in der Welt umschaue, frage ich mich, ob wir Gefahr laufen, dies zu unserem neuen gesellschaftlichen Motto zu machen. Doch die jüngsten Eindrücke rund um den Verdi-Bundeskongress, wenn auch widersprüchlicher Art, stimmten mich zuversichtlich.

„Wenn jeder an sich denkt, ist für alle gesorgt“. Über diesen scherzhaft gemeinten Spruch einer Freundin, konnte ich früher schmunzeln. Heute nicht mehr. Denn wenn ich mich in der Welt umschaue, frage ich mich, ob wir Gefahr laufen, dies zu unserem neuen gesellschaftlichen Motto zu machen. Doch die jüngsten Eindrücke rund um den Verdi-Bundeskongress, wenn auch widersprüchlicher Art, stimmten mich zuversichtlich.

Im Rahmen des Ver.di Bundeskongresses konnte ich beeindruckende Statements gegen Fremdenfeindlichkeit und für Weltoffenheit hören. Bei der Eröffnungsfeier am Sonntagabend trat dafür neben der Bundeskanzlerin, dem Vorsitzenden von Ver.di und dem DGB besonders überzeugend der Leipziger Oberbürgermeister ein. Er forderte klare Kante. Menschen in Not, so Burkhard Jung, egal welchen Antrieb sie haben, brauchen und verdienen unsere Hilfe. Alles andere akzeptiere er nicht.

Die Eröffnungsfeier klang bei einem Imbiss und Umtrunk aus. Das Szenario in der Messe Leipzig mutete dabei seltsam an, wenn man - so wie ich - dabei noch die Worte Burkhard Jungs im Kopf hatte. Dieser hatte die gute Stimmung nach dem Auftritt von Rapper Samy Deluxe eingebremst und die Anwesenden informiert, dass in der Messehalle nebenan 1.900 Flüchtlinge untergebracht sind. Dort befindet sich die Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaats Sachsen. Zwei Messehallen, zwei Welten - gedanklich und emotional schwer zu greifen.

Samy Deluxe verabschiedete sich nach seinem Auftritt mit den Worten: „Ich war eindeutig heute hier der Höhepunkt!“ Erheiternde Worte, keine Frage. Aber Höhepunkt für mich waren die vielen jungen Leute vom Kölner Jugendchor St. Stephan und der Ver.di Jugend, die mit ihrem Engagement für eine weltoffene Gesellschaft Hoffnung wecken. Menschen sind bunt und nicht braun! So der Titel eines der vom Chor mit Herzblut vorgetragenen  Lieder. Diesen Traum, wollen die jungen Menschen in die Welt tragen, wovon sie sicher jeden der Anwesenden zu 100% überzeugt haben.

Mit einem guten und hoffnungsvollen Gefühl erfüllt, traf mich die Ankündigung einer weiteren Legida Demonstration für den Montagabend hart. Die andere Seite der Realität. Aus dem Fenster meines Hotelzimmers blickte ich auf die geschichtsträchtige Nikolaikirche. Dort fand an dem Tag ein Friedensgebet statt und auf dem Platz vor der Kirche trafen sich Gegendemonstranten. Das vervollständigte  die aufwühlenden und widersprüchlichen Eindrücke, die ich in Leipzig rund um den Kongress gewinnen konnte. 

Geblieben ist ein Gefühl der Hoffnung. Hoffnung darauf, dass es genug Menschen in diesem Land gibt, denen nicht alles außer ihrem eigenen Vorteil egal ist. Menschen, die nicht allein an sich denken, sondern sich auch um andere sorgen. Menschen, die sich nicht durch geschürte Ängste dazu bringen lassen, Menschen in Not die notwendige Hilfe zu verweigern. Menschen, die gelernt und nicht vergessen haben, was Menschlichkeit heißt. Menschen, die verstehen, dass Gesellschaft nur in einem Zusammenleben Aller funktioniert. 

Und was bleibt sind Wünsche. Der Jugendchor sang ein Lied mit dem Titel „Wünsche“ von Hannes Wader. Wünsche auf ein mutiges Herz gegen die Furcht, ein offenes Ohr gegen die Gleichgültigkeit und einen wachen Verstand für die Wahrheit. 

Diesen Wünschen möchte ich mich anschließen und wünsche mir insbesondere, dass die Menschlichkeit letztlich über die Ängste siegen wird.  

Lesen Sie hier unseren Veranstaltungsbericht über die Eröffnung des Verdi-Bundeskongresses