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Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten startet in Leipzig

Der Gewerkschaftskongress der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten ist eröffnet. Bis Ende der Woche beraten 163 Delegierten unter dem Motto „Frische Rezepte für gute Arbeit ein umfassendes Antragspaket. Außerdem stehen die Wahlen zum Geschäftsführenden Hauptvorstand an.

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) hat am 5. November 2018 Ihren 17. Ordentlichen Gewerkschaftstag in Leipzig eröffnet. Bis Ende der Woche tagen 163 Delegierte in der Kongresshalle der Messestadt. 

Umfangreiche Antragsberatung

Einen Schwerpunkt des Gewerkschaftstages bildet traditionell die Antragsberatung. Dabei steht die Situation der Beschäftigten in den von der NGG vertretenen Branchen sowie die Situation in den Branchen selbst im Mittelpunkt.

Aber auch der Stärkung der internationalen Solidarität und einem starken und sozialen Europa ist bei dem Gewerkschaftstag ein eigener Antragsblock gewidmet. Die einzelnen Themenblöcke sind:

  • Arbeit der Zukunft gestalten und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern
  • NGG – modern und erfolgreich in Ernährungs- und Gastgewerbe
  • Ernährung: Gute Arbeit. Gutes Essen
  • Stärkung der internationalen Solidarität – und für ein starkes soziales Europa

Wahlen zum Geschäftsführenden Hauptvorstand

Ein weiterer Schwerpunkt stellen die Wahlen zum Geschäftsführenden Hauptvorstand dar. Die bisherige Vorsitzende Michaela Rosenberger hatte erklärt, nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren, um ihre Nachfolge bewirbt sich ihr bisheriger Stellvertreter Guido Zeitler 

Ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stellt sich der stellvertretende Vorsitzende Claus-Harald Güster. Als stellvertretende Vorsitzende kandidieren Claudia Tiedge, Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover und der Landesbezirksvorsitzende der NGG Bayern Freddy Adjan.

Die Wahlen sind für den Dienstag vorgesehen.

„Es ist Gewerkschaftstag“

Die Berliner Band PolkaHolix eröffnete mit flotten Rhythmen die Auftaktveranstaltung, durch die die Journalistin Shelly Kupferberg führte. Lebensfreude, Essen und Genuss stehen auch im Mittelpunkt ihres Programms, das sie passend zur Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zusammengestellt hatten.

Anschließend begrüßte die Vorsitzende Michaela Rosenberger die Delegierte und betonte den besonderen Stellenwert des Gewerkschaftstages. Rosenberger erinnert an die Wurzeln der NGG in Leipzig. Hier wurde 1865 der Allgemeine Deutsche Zigarrenarbeiter-Verein gegründet, eine Vorläuferorganisation der NGG. Auch der Zeitpunkt sei bewusst gewählt: Zu Ende des Kongresse am 9. November feiert der Matrosenaufstand seinen einhundertsten Geburtstag – der Beginn der modernen Demokratie in Deutschland.

Mit Blick auf den letzten Gewerkschaftstag für fünf Jahren beleuchtete Rosenberger die geänderte politische Gesamtlage. Zwar sei inzwischen der Mindestlohn durchgesetzt, hier bleibe aber noch viel zu tun. Der digitale Wandel sei eine immense Herausforderung.

Der Gewerkschaftstag ist eröffnet

Im Anschluss begrüßte Oberbürgermeister Burkhard Jung die Delegierten – mit Blick auf den im Leipzig gegründeten Zigarrenarbeiter-Verein – „daheim“. Er dankte der Gewerkschaft für die klare Positionierung gegen Rassismus und Ausgrenzung. Dies sei ein internationales Phänomen, das ihm auch in Deutschland Sorge bereite. Als zentrales Problem benannte Jung den Fachkräftemangel und skizzierte die örtlichen Lösungsansätze. 

Als zweiter Show-Akt stand der Leipziger Comedian Till Reiners auf der Bühne. Mal humoristisch, mal nachdenklich setzte er sich mit skurrilen Alltagssituationen, verräterischen Phrasen und politischen Tendenzen auseinander.

In seinem Grußwort betonte der DGB-Vorsitzende Rainer Hoffmann die historische Leistung der NGG, als erste Gewerkschaft einen allgemeinen Mindestlohn gefordert zu haben. Hoffmann forderte ein Ende des „Volkssports Betriebsratsverhinderung“.

Hoffmann: „Hände weg vom Arbeitszeitgesetz“

Dies sei auch ein effektives Mittel gegen die grassierende Politikverdrossenheit und den Zulauf rechtsnationaler Strömungen. Hoffmann äußerte seine Besorgnis darüber, wenn auch Gewerkschaftsmitglieder für solche Strömungen empfänglich seien.

Hoffmann betonte den erheblichen Stellenwert europäischer Zusammenarbeit, auch im Hinblick auf die bevorstehende Europawahl im nächsten Jahr.

Eine klare Absage erteilte Hoffmann den Forderungen der DeHoGa nach einer Aufweichung des Acht-Stunden-Tages. Dies sei kein modernes Konzept für gute Arbeit, sondern nur alter Wein in neuen Schläuchen.

Zum Abschluss dankte Hoffmann der scheidenden Vorsitzenden Michaela Rosenberger für die gute Zusammenarbeit und wünschte ihr für die Zeit nach ihrem Ausscheiden alles Gute.

Heil: „Sachgrundlose Befristung massiv zurückdrängen“

Dem schloss sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ausdrücklich an und würdigte insbesondere ihre politischen Erfolge während ihrer Zeit als Vorsitzende. Selbstkritisch gestand zu, dass die Bundesregierung keinen guten Eindruck hinterlassen habe.

Dennoch seien einige Projekte auf den Weg gebracht worden, etwa das Recht auf Brückenteilzeit, das KiTa-Gesetz und die Rentenstabilisierung. Diese Erfolge seien aber aufgrund der Streitigkeiten nicht wahrgenommen worden. Heil „Regierung muss ihren Job machen!“.

Hierzu gehöre, auch Antworten auf die sich abzeichnenden Entwicklungen der Digitalisierung zu finden. Als Beispiel nannte er die Plattformökonomie, die auch im Bereich der Gastronomie erkennbar um sich greife. Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung müsse massiv zurückgedrängt wreden. In dieser Auseinandersetzung bat er um Unterstützung der NGG, um die im Koalitionsvertrag vereinbaren Punkte auch tatsächlich durchzusetzen.

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel forderte Heil die Arbeitgeber auf, zunächst für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen und das Problem nicht auf die Politik abzuschieben. Dazu gehöre ein Tarifvertrag in der Pflege, den er dann für allgemeinverbindlich erklären könne. Auch die Rechte von Betriebsräten dürften nicht länger ausgehöhlt werden. Die Tarifbindung müsse wieder weiter wachen, etwa auch durch ein Tariftreuegesetze.

Heil warnte vor übermäßiges Schwarzsehen: Deutschland stehe nicht am Abgrund, aber die Gesellschaft müsse gestaltet werden, da helfe aber kein „Rumgenöle“, sondern beherztes Zupacken. Wichtig sei, dass sich die Menschen ein Stückchen mehr auf Morgen freuen könnten.