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IG Metall Gewerkschaftstag: 2. Tag

Der zweite Tag des Gewerkschaftstages stand ganz im Zeichen der Geschäftsberichte des Vorstandes. Im Mittelpunkt standen vor allem der scheidende Vorsitzende Detlef Wetzel und sein designierter Nachfolger Jörg Hofmann.

Der zweite Tag des Gewerkschaftstages stand ganz im Zeichen der Geschäftsberichte des Vorstandes. Im Mittelpunkt standen vor allem der scheidende Vorsitzende Detlef Wetzel und sein designierter Nachfolger Jörg Hofmann.


Zuvor begrüßte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann die Delegierten des Gewerkschaftstages in „seiner“ Stadt und sprach sich zugleich deutlich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aus: „Wir sind offen für viele, selbst für Menschen aus unserer Nachbarstadt Offenbach, aber nicht für Rassisten!“

Wetzel „Ansehen der IG Metall weit über die Mitgliedschaft hinaus gewachsen“

In seinem Geschäftsbericht zog der scheidende Vorsitzende Detlef Wetzel eine positive Bilanz der vergangenen Jahre. Das Ansehen der IG Metall sei weit über die Mitgliedschaft hinaus gewachsen.

Die IG Metall sei auf dem politischen Parkett sichtbar. Als Beispiel nannte Wetzel die Nationale Plattform Elektromobilität, die die IG Metall gemeinsam mit Politik, Unternehmen und Forschung auf den Weg gebracht habe.

Zugleich kritisierte Wetzel den zunehmenden Missbrauch von Werkverträgen. "Wir akzeptieren nicht, dass Kolleginnen und Kollegen für die gleiche Tätigkeit weniger Geld bekommen. Wir akzeptieren nicht, dass sie nicht von Tarifverträgen profitieren und dass es keine Mitbestimmung für sie gibt".

Bei der Neuregelung gehe es in erster Linie um eine Informationspflicht der Arbeitgeber gegenüber den Betriebsräten der Stammbetriebe, wenn Arbeit über Werkverträge ausgelagert wird. Außerdem fordere die IG Metall die Mitbestimmung der Betriebsräte über die Fremdvergabe.

Hofmann: „Für Tarifbindung und gegen Missbrauch von Werkverträgen“

Gegen den Missbrauch von Werkverträgen sprach sich auch der Zweite Vorsitzende der IG Metall Jörg Hofmann aus. "Mit unseren Aktionstagen gegen Werkverträge haben Tausende von Kolleginnen und Kollegen gezeigt, was sie von den Arbeitgeberstrategien halten: nämlich nichts".

Im Hinblick auf die zurückliegende Tarifrunde zog Hofmann eine positive Bilanz. Über die reine Lohnerhöhung sei es gelungen, mit der Bildungs- und Altersteilzeit mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten zu erreichen. Jetzt gehe es darum, diese Erfolge im Betrieb umzusetzen. 

Schließlich griff Hofmann die massive Verhinderung und Beeinflussung von Betriebsratswahlen scharf an. Es gebe immer mehr spezialisierte Anwaltskanzleien, die den Rechtsbruch  zu einem lukrativen Geschäftsfeld ausgebaut hätten. Das Recht auf Betriebsratswahlen müsse gegen den zunehmenden Widerstand der Arbeitgeber durchgesetzt werden.

Benner: "Bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben"

Mit großer Spannung wurde auch der Geschäftsbericht des geschäftsführende Vorstandsmitglieds  Christiane Benner, die sich um die Position der zweiten Vorsitzenden bewirbt.

Als besonders erfreulich wertete Benner den Umstand, dass die IG Metall weiter wachse: "Wir wachsen am stärksten bei Angestellten und jungen Menschen. Und wir wachsen erneut bei den Frauen! " Insgesamt werde die IG Metall bunter und vielfältiger.

Die IG Metall wolle den Wandel der Arbeitswelt hin zur Digitalisierung mitgestalten und die Chance zu nutzen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Risiken zu minimieren. Es gelte, eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben zu schaffen.

Dazu bedürfe es einer neuen Arbeitszeitdebatte, die sich an dem Lebensverlauf der Menschen orientiere. Es dürfe nicht sein, dass Beschäftigte ihr gemeinsames Kind bei Schichtwechsel auf dem Firmenparkplatz übergeben müssten. In diesem Zusammenhang brachte Benner auch eine Verkürzung der Arbeitszeit ins Gespräch.

Urban: „Rentenniveau muss steigen“

Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban, der als Vertreter der IG Metall dem Aufsichtsrat der DGB Rechtsschutz GmbH angehört, setzte sich mit einer Reformierung der Rentenversicherung auseinander. Insbesondere müsse jetzt das Rentenniveau heraufgesetzt werden.

Die Rente ab 63 sei ein erstklassiger Erfolg der IG Metall, die Liste der notwendigen Reformen sei aber längst nicht abgearbeitet. Die Renten von Frauen seien oft zu niedrig, und zwischen Ost und West gebe es immer noch fühlbare Unterschiede. Zudem blieben vielen prekär Beschäftigten, die Türen der Solidargemeinschaft verschlossen. 

Zudem forderte Urban Instrumente zum Schutz der psychischen Gesundheit von Beschäftigten. "Burnout ist in der Arbeitswelt zum Massenphänomen geworden" Prävention und Schutz der psychischen Gesundheit seien Kernpflichten der Arbeitgeber. 

Berichte des Vorstandes und Aussprache

Im weiteren Verlauf des Tages berichteten auch die übrigen Vorstandsmitglieder über ihre Geschäftsbereiche. Jürgen Kerner konstatierte als Hauptkassierer, dass die  IG Metall finanziell uneingeschränkt handlungsfähig sei.

Wolfgang Lemb berichtete von seinem Engagement auf internationaler Ebene, Irene Schulz stellte fest, dass die Akzeptanz der IG Metall wachse und sich dies auch positiv auf die Organisation der IG Metall aus: "Die IG Metall wächst und erschließt neue Betriebe und Branchen".

Nach den weiteren Berichten des Kontrollausschusses und der Revisionskommission folgte eine engagierte Aussprache zu den aufgeworfenen Themen. Die IG Metall zeigte sich als lebendige und kämpferische Organisation.

Für eine solidarische Flüchtlingspolitik

Am Nachmittag des zweiten Tages beschlossen die Delegierten sich aktiv für eine solidarische und nachhaltige Flüchtlings- und Integrationspolitik einzusetzen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sei der schnelle Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt, heißt es in der Erklärung "Für eine solidarische Flüchtlingspolitik“.

Ziel, so die Delegierten, müsse es sein, Perspektiven und Sicherheit am Arbeitsmarkt für alle zu schaffen - Flüchtlinge, Beschäftigte und Erwerbslose. Flüchtlingspolitik dürfe nicht zu einer Verdrängung zulasten einkommensschwacher Schichten führen!

Vom IG Metall Gewerkschaftstag berichten: 

Dr. Till Bender - Frank Ott - Hans-Martin Wischnath